Im 11. Jahrhundert wurde das
Kyjiwer Höhlenkloster Lawra von den Mönchen Illarion, Antonij und Feodossij
ganz dicht am Steilufer
des Dnipro gegründet. Das Besondere an diesem Kloster ist, dass die in den
Höhlengängen bestatteten Toten nicht verwest sind. Diese Eigenart machte das Kloster
zu einem der berühmtesten in dem gesamten Russ. Seit neunhundert Jahren ist das
Kyjiwer Höhlenkloster eine bedeutende Wallfahrtstätte.
Die Mönche, die in diesem Kloster
lebten, haben die Kultur der Ukraine nicht nur gepflegt, sondern ihr auch neue
Impulse gegeben. Hier arbeiteten der altrussische Schriftsteller und Chronist
Nestor, der erste Maler, dessen Name überliefert ist, Alimpij, und der erste
Arzt, Apridij, der von seinen Zeitgenossen für einen Wunderheiler gehalten
wurde. Nach der langen Zeit der Religionsunterdrückung gehört das Kloster nun
wieder fast vollständig der Kirche. In einigen Häusern des oberen Bereiches
sind Museen eingerichtet. In der Schatzkammer werden Juwelenkunstwerke aus
mehreren Jahrhunderten ausgestellt sowie eine Sammlung von skythischem Gold. Im
Museum seltener Bücher gibt es wertvolle Folianten zu besichtigen und die
allerersten Druckerzeugnisse der Ukraine. Außerdem befindet sich hier das
Museum der ukrainischen Volkskunst.
In unterem Bereich des Klosters,
den Höhlen, sind bereits die Spuren der vergangenen Regierung beseitigt.
Wenn man in die Höhlen möchte, um
sich im Reliquiengewölbe die unverweslichen Körper der Heiligen, die dort
aufbewahrt werden, anzuschauen, braucht man kein Eintrittsgeld zu bezahlen, man
muss bloß eine Kerze erwerben. Das elektrische Licht wird ausgeschaltet, und
das Flackern des Kerzenlichtes, sein Widerschein an den Wänden, verstärkt noch
die erhebende Atmosphäre, die hier unten herrscht.
Mit der "neuen Zeit"
sind auch die Bettler ins Kloster zurückgekehrt. In der orthodoxen Kirche haben
sie eine besondere Funktion. Nur die unwissenden Menschen glauben, dass mit dem
Geld, das man den Bettlern gibt, auch die Sünden des Spenders auf den
Almosenempfänger übergehen. Dieses Vorurteil kommt aus dem Mittelalter.
Die guten Menschen geben Almosen
heutzutage als wie zuvor aus Barmherzigkeit. Das Almosen besänftigt die Herzen.
Und nur wenige sind dessen bewusst,
dass Almosengeben ein geistiger Akt ist. Diese Leute hüten sich, ihre
Frömmigkeit vor anderen zur Schau zu stellen. Sie sind keine Heuchler und hängen
es nicht an die große Glocke. Sie tun es so unauffällig wie möglich. Sie wollen
nicht von anderen gepriesen werden. Sie tun es verborgen, denn sie glauben
fest: der Vater, der in das Verborgene sieht, wird sie dafür belohnen.
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