Mit Naturalismus und Symbolismus
beginnt das, was man oft als die Klassische Moderne bezeichnet. Diese Zeit ist
geprägt von einem Stilpluralismus, dem Nebeneinander verschiedener Strömungen.
Die meisten Autoren lassen sich in mindestens eine dieser Stilrichtungen
einordnen.
Symbolismus
In der Klassischen Moderne
erlangte der Begriff der „Avantgarde“ eine besondere Wichtigkeit. Den Beginn
nahm diese Epoche im Ausgang des 19. Jahrhunderts mit dem französischen
Symbolismus, mit Dichtern wie Stéphane Mallarmé, Charles Baudelaire und Arthur
Rimbaud. Die wichtigsten Vertreter des deutschen Symbolismus sind Stefan George
(1868–1933), Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) und Rainer Maria Rilke
(1875–1926). Der Symbolismus verfolgt ein gänzlich anderes Programm als der
oben beschriebene, ungefähr zeitgleiche Naturalismus. Symbolistische Lyrik ist
elitär und legt höchsten Wert auf Schönheit und Form. Eine ihr verwandte
Richtung in der Kunst ist der Jugendstil, der Zeitraum wird als Fin de siècle
bezeichnet.
Zentren der deutschen Literatur
waren Berlin und Wien, entsprechend wird auch oft von „Berliner Moderne“ und
„Wiener Moderne“ gesprochen. Diese erlitten einen jähen Abbruch mit dem
Ausbrechen des Ersten Weltkrieges.
Moderne Epik
Parallel zu diesen programmatisch
gegen die Tradition gerichteten Strömungen entstanden Prosawerke, die die alten
Formen aufgriffen und weiterentwickelten; zu nennen sind Rainer Maria Rilke mit
seinem Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910), Heinrich Mann (1871–1950)
(der in dem Frühwerk als ein Wegbereiter des Expressionismus gelten darf),
Thomas Mann (1875–1955) (mit artifiziellen Großromanen und Motive
durchspielenden Erzählungen), Hermann Broch (1886–1951), Robert Musil
(1880–1942), Franz Kafka (1883–1924) und Hermann Hesse (1877–1962).
Heimatkunst
Die Heimatkunst war eine
literarische Strömung im deutschsprachigen Raum von etwa 1890 bis 1910. Sie
entstand in unmittelbarem Anschluss an den Naturalismus. Der Hauptpropagandist
der neuen Bewegung wurde der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf
Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff Heimatkunst
verwendete. Gemeinsam mit Friedrich Lienhard verbreitete er die neuen
Anschauungen in der kurzlebigen, in Berlin erscheinenden Zeitschrift Heimat.
Die neue Bewegung sollte vom
Sujet der Großstadt weg und in Richtung Heimat und Volkstum gehen. Mit der
weiten Auffassung von „Heimat“ ist nicht nur ländliches, sondern auch
städtisches Leben gemeint, da auch die Stadt Heimat sein kann. Wie der
Naturalismus, von dem sie einige Techniken übernahm, sollte sie neben der Liebe
zur Heimat auch Kritik an ihr üben, was ihr nicht durchgehend gelang. In
neueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Heimatkunstbewegung manche
Grundgedanken der späteren Ökologiebewegung vorwegnahm.
Mit ihrer konservativen,
antimodernistischen Grundhaltung war sie eine Vorläuferin der
nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Dichtung.
Немає коментарів:
Дописати коментар