Der Expressionismus gilt als die
letzte große Literaturströmung Deutschlands. Wie schon der Symbolismus ist sie
eine avantgardistische Literaturströmung. Die Avantgarde ist neuartigkeits- und
theoriebetonte Literatur, sie tritt mit antibürgerlichem Gestus auf. Dieser
erreichte einen Höhepunkt im Dadaismus, der das bildungsbürgerliche Publikum
mit Nonsenses-Literatur brüskierte. Einflüsse kommen auch vom Surrealismus und
Futurismus. Diese Richtungen erfuhren in Deutschland durch den
Nationalsozialismus, europaweit durch den Zweiten Weltkrieg, eine Zäsur, in
gewissem Sinne sogar ihren außerliterarisch bedingten Abbruch.
Als Initialzündung der
expressionistischen Lyrik gilt Jakob van Hoddis' Gedicht „Weltende“ von 1911,
dessen wenige Zeilen „schienen uns in andere Menschen zu verwandeln“, wie
Johannes R. Becher formulierte. Gottfried Benn, der gerade die Ausbildung zum
Mediziner beendete, erregte Aufsehen mit dem schmalen Band „Morgue“, der
Gedichte in Prosaversen zu Themen brachte, die bislang kaum oder gar nicht
dargestellt wurden (beispielsweise Leichenbeschauhaus, Geburt im Kreißsaal und
Prostitution).
Weitere wichtige Autoren des
Expressionismus waren Alfred Döblin, Albert Ehrenstein, Carl Einstein, Salomo
Friedlaender, Walter Hasenclever, Georg Heym, Heinrich Eduard Jacob, Ludwig
Rubiner, Else Lasker-schüler, August Stramm, Ernst Toller, Georg Trakl und
Alfred Wolfenstein.
Neue Sachlichkeit
Nach dem Expressionismus setzte
vermehrt eine nüchtern-realistische Haltung ein, die zusammenfassend als Neue
Sachlichkeit bekannt wurde. Im Bereich der Dramatik sind hier Ödön von Horvath,
Bertolt Brecht und der Regisseur Erwin Piscator zu nennen, für die Epik unter
anderem Erich Kästner, Anna Seghers, Erich Maria Remarque und Arnold Zweig,
ebenso wie Marieluise Fleißer, Irmgard Keun oder Gabriele Tergit.
Nationalsozialismus und Exilliteratur
Am 30. Januar 1933 wurde den
Nationalsozialisten die Macht über das Deutsche Reich übergeben. Noch im selben
Jahr fanden im Reich öffentliche Bücherverbrennungen statt. Unabhängige
Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Für die deutsche Republik
Österreich traf dies erst mit dem Anschluss in 1938 zu, auch hier wurden Bücher
verbrannt. Vom Regime wurde Blut-und-Boden-Dichtung gefördert, daneben bestand
auch mehr oder weniger ideologiefreie Unterhaltungsliteratur. Bekannten Regimegegnern
drohte der Tod, wenn sie nicht ins Exil gingen, so wurde Jakob van Hoddis und
wohl auch Carl von Ossietzky umgebracht. Einige Schriftsteller blieben im Land
(z. B. G. Benn), obwohl sie in Opposition zum Nationalsozialismus standen, sie
werden zur so genannten Inneren Emigration gerechnet. Sie waren zum Schweigen
verurteilt, schrieben für die Schublade oder über unpolitische Themen, die
Abgrenzung zu tatsächlich unpolitischen Autoren fällt aber manchmal schwer.
Bekannte Namen von im Reich Gebliebenen sind Gottfried Benn, Ernst Jünger,
Erich Kästner, Ehm Welk, Gerhart Hauptmann, Heimito von Doderer, Wolfgang
Koeppen, Josef Weinheber, Mirko Jelusich, Franz Koch und Robert Hohlbaum. Des
Weiteren folgende Mitglieder der Dichterakademie: Will Vesper, Börries Freiherr
von Münchhausen, Hans Grimm, Erwin Guido Kolbenheyer, Wilhelm Schäfer, Werner
Beumelburg, Hans Friedrich Blunck, Agnes Miegel, Hanns Johst, Emil Strauß,
sowie Rudolf G. Binding.
Bertolt Brecht
1500 namentlich bekannte Autoren
gingen, oft über verschlungene Stationen, ins Exil, viele nahmen sich das Leben
(Stefan Zweig, Kurt Tucholsky). Zentren deutscher Exilliteratur entstanden in
vielen Staaten der Welt, darunter auch in der deutschen Schweiz, die besonders
für Theaterautoren wichtig war. Angesichts der Masse an Schriftstellern,
beinahe jeder von Rang ging ins Exil, kann man kaum von einer thematisch oder
stilistisch einheitlichen Exilliteratur sprechen. Autoren, die auch im Exil
produktiv blieben, waren unter anderem Thomas und Heinrich Mann, Bertolt
Brecht, Anna Seghers, Franz Werfel und Hermann Broch. Andere, wie Alfred
Döblin, Heinrich Eduard Jacob oder Joseph Roth, fanden sich nur schwer oder gar
nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland, einige kehrten
zurück. Nachdem Elias Canetti infolge des österreichischen Anschlusses von Wien
nach London ausgewandert war, bekam er den Literaturnobelpreis als britischer
Staatsbürger. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Leistungen in der
Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten.
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