Wenn der Mensch Wildtiere für seine Belange nutzt,
spielt Zahmheit eine wichtige
Rolle. Allerdings ist die Zähmung von Wildtieren
nicht unbedingt die entscheidende Vorstufe für die Domestikation. So werden
z.B. in Asien seit Jahrtausenden Elefanten vom Menschen gezähmt und als
Arbeitstiere eingesetzt, ohne dass es zu einer Domestikation gekommen wäre.
Auch sind nicht alle Haustiere zahm, wie an den riesigen Rinderherden in den
USA oder in Australien zu sehen ist. Ähnliches gilt auch für die Mustangs, die
als Nachkommen verwilderter Hauspferde in den USA leben. Generell läßt sich
jedoch sagen, dass Haustiere zahmer sind als ihre wildlebenden Verwandten. Die
Zahmheit vieler Haustiere ist genetisch bedingt, wie Kreuzungsversuche belegen.
Der Mensch dürfte also bei den ersten haustierähnlichen Formen die größten
Erfolge mit zahmeren Vertretern gehabt haben.
Ausgangspunkt für die Domestikation waren zunächst die
bekannten und vertrauten Jagdtiere des Menschen. Diese Jagdtiere sind in erster
Linie Pflanzenfresser. Es fand also bereits eine Auslese unter den Jagdtieren
statt. Fast alle Haustiere stammen von sozial lebenden Wildtieren ab. Diese
Tierformen schließen sich leichter an den Menschen an, da sie in einer
Rangordnung leben, sich also dem Menschen unterordnen können. Auch unter den
sozial lebenden Tieren gab es wieder eine Auslese. Weniger geeignet waren Tiere
mit gefährlichen Waffen und heftigen Brunftkämpfen.
Zu den ältesten Haustieren gehören nicht ohne Grund
Schafe und Ziegen. Diese Tiere sind relativ klein, sind daher leichter zu
beherrschen. Sie leben sozial, ordnen sich also einem „Chef“ unter. Sie haben
die Fähigkeit, zellulosereiche Pflanzen als Nahrung zu nutzen. Es sind – wie
viele Haustiere – Wiederkäuer. Dies alles waren wichtige präadaptive Faktoren.
Als Domestikationsort kommt nur das Verbreitungsgebiet der Wildart in Frage.
Allerdings gibt es auch „Ersatzhaustiere“ dort, wo anderswo domestizierte
Tierarten fehlten. So wurde in Europa die Graugans domestiziert, in Ostasien
die Höckergans. Oft wurden auch einzelne Wildarten mehrfach und an verschiedenen
Orten domestiziert wie z.B. das Schwein in Europa und in Asien. Mehrfache
Domestikationen gab es wohl auch bei Hauspferd und Hausrind.
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