красная клубника

Das alte Kyjiw

Was bedeutet das Wort "Kyjiw"? Welche Erklärungen sind Ihnen
bekannt? Was wissen Sie von der Gründung der Stadt? Welche Rolle spielten die Wikinger (Waräger) in der Geschichte der Stadt? In welchen Texten war bereits davon die Rede? 

Die Stadt wurde laut einer Legende, die in der Nestor-Chronik niedergeschrieben ist, von drei Brüdern Kyj, Schtschek und Choryw und deren Schwester Lybid vor über 1500 Jahren gegründet und zu Ehren des ältesten Bruders Kyjiw genannt.
Eine der großartigsten Seiten in der Geschichte der Kyjiwer Russ und ihrer Hauptstadt war die Zeit der Herrschaft des Fürsten Wolodymyr (980-1015).
... Im Jahre 988 schickte Großfürst Wolodymyr von Kyiw Emissäre aus, denn er wollte sich und sein Volk taufen lassen, wusste aber nicht, nach welchem Ritus. Die Räte berichteten von "üblem Geruch" bei den Bulgaren und "Freudlosigkeit" bei den Deutschen. "Bei den Griechen aber", fuhren sie fort, "wussten wir nicht, ob wir im Himmel waren oder auf der Erde. Diese Schönheit können wir nie mehr vergessen, denn jeder Mensch, der das Süße verkostet, nimmt nachher nichts Bitteres mehr." So wurde das Großfürstentum Kyji­wer Russ nach Auskunft der ältesten altrussischen Nestor-Chronik griechisch-orthodox.
Nach der Taufe im Jahre 988 wurde das Christentum zur Staatsreligion. Der hölzerne heidnische Gott Perun  wurde zerstört und in den Dnipro geworfen. Nicht weit von dieser Stätte ließ Wolodymyr eine Burg errichten. Das Gelände betrug etwa 10 Hektar. Im Zentrum erhob sich die erste Steinkirche der Kyjiwer Russ, die Dessjatynna Kirche (989-996). 1240 wurde die Kir­che zerstört und heute kann man nur die Fundamente davon sehen.
Die Sache des Vaters setzte sein Sohn Jaroslaw fort (1019-1054), der den Beinamen "der Weise" erhielt. In der Oberstadt, nicht weit von der Wolodymyr-Stadt, entstand die Jaroslaw-Stadt. Die bis zu 12 m hohen Stadtwalle umfassten jetzt eine Flache von 80 Hektar.
Die Reisenden kamen in die Stadt durch 3 Tore. Das größte und am stärksten befestigte war das Goldene Tor. Es war ein zweigeschossiger Steinbau 7,5 m breit, etwa 25 m lang und 12 m hoch. Über seinem Wehrturm erhob sich die Marija-Verkündigungskirche. Das Tor wurde 1240 stark beschädigt, aber diente bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts als Einfahrt. Im Jahre 1750 wurde es wegen des besseren Schutzes mit Erde aufgeschüttet und 1832 wieder freigelegt. 1982 wurde das Tor restauriert.
Zum Mittelpunkt der Stadt wurde die Sophienkathedrale, die zu Ehren des Sieges über die Petschenegen vom Fürsten Jaro­slaw gegründet und  1037 von unbekannten Meistern errichtet wurde. Die harmonische Architektur der Kirche, die mit 13 Kuppeln gekrönt war, und die feierliche Größe des Innenraumes setzten die Zeitgenossen in Erstaunen. Die Wandmosaiken (260 m2), bei denen Schalte von 177 unterschiedlichen Farbtönungen verwendet wurde, ergänzten die Freskomalereien (3000 m2) zu religiösen und weltlichen Themen. An der Süd- und Nordwand des Hauptschiffes befinden sich die Abbildungen der Familie Jaroslaws. An den Wänden kann man heute noch "Graffiti" sehen - die Spuren der Schrift, die in der Kyjiwer Russ existierte.
Viele Jahrhunderte lang war die Kathedrale der Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens der Russ. Hier fanden Konzile der russischen Bischöfe statt, erfolgte die Einsetzung der Großfürst, wurden Gesandte empfangen und Verträge abgeschlossen. Die erste Bibliothek der Russ befand sich auch hier.
In der Kathedrale wurden Herrscher der Kyjiwer Russ und Kosakenführer beigesetzt. Ihre Sarkophage sind heute dort zu sehen. Besonders schön ist der reich verzierte Marmorsarkophag von Jaroslaw dem Weisen.
Während der Restaurierungsarbeiten 1685 bis 1707 wurde das Äußere der Kathedrale stark verändert. Heute ist sie 37 m lang, 55 m breit und 29 m hoch und haben 19 Kuppeln mit der für das ukrainische Barock typischen Birnenform.
Im Stil des ukrainischen Barock ist auch der 76 m hohe Glockenturm in den Jahren 1699-1707 errichtet. Für diesen Baustil sind prunkvolle Stuckverzierungen, Verwendung von Pilastern und die Farben türkis und hellblau.
Auch ausländische Besucher waren von Kyiw beeindruckt. "In dieser großen Stadt, die das Haupt des Königreiches ist, gibt es mehr als 400 Kirchen und 8 Märkte", heißt es in der Chronik des Zeit­genossen Thietmar von Merseburg zu Beginn des 11. Jahrhunderts.
   Aber Kyiw bestand nicht nur aus der fürstlichen Oberstadt. Nach dem Einfall des mongolisch-tatarischen Heeres unter Batu-Сhan 1240 wurde die Obere Stadt fast völlig zerstört. (Erst mit dem Anschluss an Russland 1654 wurde die Obere Stadt wieder Sitz der Verwaltungsorgane.) Das Stadtzentrum verlagerte sich nach Podil. Podil oder die Untere Stadt war der größte Bezirk des alten Kyiw. In der Blütezeit Kyjiws hatte diese Handwerker- und Handelsvorstadt eine Fläche von 200 Hektar. Das hoch entwickelte Handwerk, das mit über 60 Berufen vertreten war, und der Handel bildete die wirtschaftliche Lebensgrundlage der gewaltigen Feudalstadt mit fast 50 000 Einwohnern und mit der Gesamtfläche von 400 Hektar. Es waren die Bearbeitung von Stahl und Eisen, der Guss von Schmuck in Steinformen, Produktion von Baukeramik, Goldschmiederei, Glasproduktion, Kunst des Emaillierens und Glasierens u. a. entwickelt.
Kyiw handelte mit vielen Ländern: mit Byzanz, Tschechien, Polen, Skandinavien, mit vielen westeuropäischen Ländern und mit dem Kaukasus.
 Die Bedeutung Kyjiws als eines wichtigen Zentrums der mittelalterlichen Kultur reichte weit über die nationalen Grenzen hinaus. Die erste Schule, die erste Bibliothek, die ersten Werke der altrussischen Literatur und Historiographie sind in Kyiw entstanden.

Fragen und Aufgaben
1.  Von welchen zwei alten Baudenkmälern Kyjiws, die noch heute erhalten geblieben sind, ist im Text die Rede?
2.  Beschreiben Sie die Sophienkathedrale und das Goldene Tor.
3.  Haben Sie diese Denkmäler einmal besichtigt? Schildern Sie Ihre Eindrücke.
4.  Von welchen zwei großen Kyjiwer Fürsten erzählt der Text?  Wie hießen sie? Wann haben sie gelebt? Wodurch sind sie bekannt geworden? Was wissen sie noch von ihnen?
5.  Wie hat Kyiw seinen Namen bekommen? Warum hießen die Teile der Stadt die Obere und die Untere Stadt?
6.   Im Text gibt es viele Wörter lateinischer und griechischer Herkunft, die auch im Ukrainischen existieren. Schreiben Sie diese Wörter aus. Machen Sie einen Wettbewerb: Wer schreibt die meisten Wörter in 2 Minuten.

Haben Sie den Text richtig verstanden? Füllen Sie die Tabelle aus:


Aussagen
richtig
falsch
1.
Kyjiw wurde von Wikingern gegründet.



2.
Der Kyjiwer Fürst Wolodymyr führte 988 das Christentum ein, weil der Ritus der orthodoxen Griechen seinen Gesandten am meisten gefallen hat.



3.

Die erste Kirche Kyjiws, die Dessjatynna Kirche wurde 1240 von den mongolisch-tatarischen Horden zerstört.


4.

Die Jaroslaw-Stadt war eine gut befestigte frühmittelalterliche Stadt.


5.
Von 1832 bis 1982 konnte man die Ruinen des Goldnen Tores besichtigen.


6.

Das Goldene Tor und die Sophienkathedrale wurden von UNESCO zu Welterbestätten erklärt.


7.
Die Sophienkathedrale spielte lange Zeit nicht nur die Rolle der Hauptkirche des Staates, sondern auch die Rolle eines fürstlichen Palastes.


8.

Die Spuren der altrussischen Schrift kann man bis heute in der Sophienkathedrale sehen.


9.

Im frühen Mittelalter war Kyiw mit seinen 50 000 Einwohnern die größte Stadt Europas.



10.
Die Untere Stadt, Podil, die Vorstadt der Handwerker und Kaufleute, nahm die Fläche von 400 Hektar ein.


Projektarbeit zu Themen:
*    Die Entstehungsgeschichte Kyjiws
*    Kyiw im 11.-12. Jahrhundert
*   Spuren der Kyjiwer Russ in der heutigen Stadt
*    Stadtrundgang durch das alte Kyiw.