Schewtschenko wurde im Dorf
Morynzi bei Kiew als Sohn von
Leibeigenen geboren. Da die Leibeigenschaft in
der Ukraine erst wenige Jahre vorher eingeführt worden war, war seine Familie
des Lesens und Schreibens kundig und konnte Taras bereits in jungen Jahren
Religion, Kultur und Literatur nahebringen. So arbeitete er einerseits als
Hirtenjunge, konnte aber andererseits die Schule besuchen und las bereits mit
13 Jahren Werke von Hryhorij Skoworoda und Iwan Kotljarewskij, Begründern der
ukrainischen Literatur und Philosophie. Früh entdeckte man auch ein Talent zum
Zeichnen und Malen. Mit 11 Jahren wurde Schewtschenko Vollwaise; einige Jahre
später wurde er von seinem Gutsherrn als Kammerdiener eingestellt und
begleitete diesen auf vielen Reisen, nach Polen, Litauen und nach Petersburg.
Man erlaubte ihm, bei einem Petersburger Maler in die Lehre zu gehen. Durch das
Leben in Petersburg, dem Zentrum des russischen Geisteslebens, und die
Bekanntschaft mit seinem Landsmann Soschenko erfuhr Schewtschenko innerhalb
weniger Jahre eine umfassende Bildung. Er unternahm seine ersten Versuche als
Dichter und fand Freunde und Anerkennung in literarischen Zirkeln. Der
seelische Zwiespalt, immer noch Leibeigener zu sein, und die Sehnsucht nach
Freiheit und Selbstbestimmung belasteten ihn; letztere würde sich zeitlebens
wie ein roter Faden in seinen Werken finden. 1837 konnte er sich mit
finanzieller Unterstützung einflussreicher Freunde, u.a. des russischen Malers
Karl Pawlowitsch Brjullow, aus seiner Unfreiheit loskaufen. Er wurde Student an
der Akademie der Künste und finanzierte sein Leben in Petersburg durch seine
Arbeit als Maler.
Seit 1838 konzentrierte sich
Schewtschenko stärker auf seine literarische Arbeit. Mit seinen ersten
Veröffentlichungen ab 1840 zeigte sich die Besonderheit seiner Rolle als
Dichter: einerseits eine bäuerliche, aus Knechtschaft und Unfreiheit geborene
Stimme, andererseits kultiviert und hochgebildet, verarbeitete er diese
Elemente seiner Persönlichkeit auf ganz neue Weise in seiner Dichtung. Bereits
sein erster Gedichtband, Kobzar, wurde nur stark zensiert herausgegeben,
dennoch erfuhr er tiefgreifende Resonanz bei der russischen Intelligenz. Man
bescheinigte ihm Talent, kritisierte jedoch scharf die Tatsache, dass er die
"bäuerliche" Ukrainische Sprache, womöglich ein primitiver Dialekt
des Russischen, für seine Dichtung gewählt hatte.
In den darauffolgenden Jahren
entstanden - beeinflusst durch zahlreiche Reisen durch seine Heimat, wo
Schewtschenko erneut Unfreiheit und Armut, aber auch den alten Zeugnissen
ukrainischer Kultur begegnete - immer mehr Werke mit unverhüllt rebellischem
Unterton, die ihm in allen Schichten stürmische Bewunderung verschafften.
Schewtschenko wurde mit seinem Stil zum Prototypen des ukrainischen
Romantikers.
Nachdem sich Schewtschenko Ende
der 1840er Jahre einer idealistisch-revolutionären Vereinigung, der
"Kyrillo-Methodianischen Bruderschaft" in Kiew angeschlossen hatte,
wurde er 1847 zum Dasein als Soldat verurteilt. Man verbannte ihn, untersagte
ihm auf Lebenszeit die Rückkehr in die Ukraine und jede dichterische Tätigkeit.
Später verbrachte er wegen Verdachts auf Verschwörung einige Zeit im Zuchthaus.
Seit 1850 wurde er in der Festung Nowopetrowsk (heute Fort Schewtschenko,
Kasachstan) am Kaspischen Meer unter strenger Aufsicht festgehalten. Trotz
Schreib- und Malverbots entstanden in dieser Zeit Dichtungen, die unter
Pseudonym von Freunden veröffentlicht wurden, sowie Gemälde, die er sogar
verkaufen konnte.
1857 erreichten einflussreiche
Freunde Schewtschenkos Entlassung aus Nowopetrowsk; er lebte und arbeitete
unter strengster Zensur in Petersburg, unterstützt von wohlhabenden Freunden
und gefeiert, aber auch gefürchtet von der russischen Gesellschaft. 1861
erkrankte er an Angina Pectoris und starb umgeben von seinen Freunden. An
seiner Beerdigung in Petersburg nahmen zahlreiche Menschen teil, darunter die
russischen Dichter Dostojewski, Nekrassow, Saltykow-Schtschedrin und Leskow.
Bereits am 26. April 1861 wurden die sterblichen Überreste in die Ukraine
überführt und in Kaniw am Ufer des Dnjepr beigesetzt, wie Schewtschenko es sich
in seinem Gedicht Sapowit gewünscht hatte. Ihm zu Ehren ist dort, am Hang des
(nach ihm benannten) Taras-Berges, eine Gedenkstätte errichtet.
Taras Schewtschenko wird in der
Ukraine als die bedeutendste historische und literarische Gestalt verehrt.
Gedichte wie Sapowit ("Vermächtnis") aus seiner Gedichtsammlung
Kobsar, sind bis heute im Bewusstsein aller Generationen und
Gesellschaftsschichten tief verankert.
In der Ukraine sind ihm zu Ehren
viele Orte nach ihm benannt, siehe dazu auch Rajon Schewtschenko und
Schewtschenkowe.
Werke
Lyrik
Kateryna, 1838
Kobsar (Gedichtsammlung), 1840
Die Hajdamaken, 1841
Tschyhyryn, 1844
Kawkas („Kaukasus“), 1845
Cholodnyj Jar („Die kalte Schlucht“), 1845
Sapowit
(„Vermächtnis“), 1845
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